Wohnen | Casa na Gateira

Im Zickzack den Berg hinab

Die Casa na Gateira bietet einen Spaziergang den Berg hinab – im Haus.

by Jan Zimmermann

Es gehört ja bekanntlich zu den Aufgaben eines jeden Architekten, einen Entwurf möglichst sensibel auf die Umgebung abzustimmen. Doch was tun, wenn diese sich schon in einer Art perfektem Gleichgewicht befindet? Vor diesem Problem standen Camarim Arquitectos, als es hieß, ein Zweithaus für ein Londoner Pärchen im schönen portugiesischen Penela zu entwerfen. Hier befanden sich nämlich Natur, Agrikultur und die traditionelle Bebauung bereits in nahezu vollkommener Harmonie. Klar war also, dass der architektonische Eingriff möglichst gering ausfallen sollte. Und das gelingt natürlich am besten, wenn die Architektur quasi eins mit der Landschaft wird.

Topographische Einswerdung

Die Einswerdung der „Casa na Gateira“ (Gateira ist der Name des Weilers, auf dem sich das Gebäude befindet) mit der Landschaft erfolgt, indem das Haus zur Topographie wird. Wie ein entblößter Fels inmitten von Wein-, Pinien- und Ölbaumkulturen windet sich das Gebäude im Zickzack den Hügel hinab. Das Dach und die am unteren Ende des Stahlbetonbaus gelegene Terrasse sind mit Sichtestrich veredelt. Die Wand am oberen Ende, wo sich auch der Eingang des Hauses befindet, ist mit dem Mauerwerk der traditionellen Schieferbauten der Region verkleidet. Von hier aus betrachtet, wirkt die Casa besonders unauffällig.

Teil der Landschaft

Der Casa na Gateira liegt die Idee zu Grunde, ein Haus zu schaffen, das sich nicht in der Landschaft befindet, sondern das selbst von der Landschaft stammt. Und die Verbindung zu diesem Ursprung bleibt auch in jedem Bereich des Einfamilienhauses erhalten. Durch die Zickzackbewegung wird jeder Raum von mindestens zwei Außenwänden begrenzt. Der Kern des Hauses – der große Wohnbereich – geht als einziger über eine Windung hinaus und verläuft über zwei Ebenen.

Klimatisch ausgeglichen durch Erdnähe

Letztendlich wirkt ein Gang durch das Haus, als folge man einem gewundenen Pfad den Berg hinab. Dieser extensive Kontakt zur Erde bringt auch seine energetischen Vorteile mit sich: Das Gebäude nutzt die Wärmemasse der Erde um die Wärmeschwankungen des Tages und der Jahreszeiten auszugleichen. Auch ein Patio zwischen dem Hauptschlafzimmer und dem Wohnbereich hilft passiv bei der Regulierung des Raumklimas: das thermische Differenzial zwischen Patio und Swimmingpool erzeugt einen aufsteigenden Luftstrom, der das Haus im Frühling und Sommer kühlt. Im Winter trägt der Patio zur Isolierung der innersten Räume bei.

Fazit

Die Besitzer der Casa na Gateira können sich durchaus ziemlich glücklich schätzen, haben sie mit ihr doch ein kleines Traumhaus mitten in der ländlichen Idylle Portugals erhalten – dem perfekten Gegenpol quasi zum hektischen Treiben und Lärm der Weltmetropole. Hier können sie nun großartige Architektur in Kombination mit mediterraner Schönheit genießen. Und als Sahnehäubchen gibt es obendrein einen wunderbaren Blick auf Portugals höchstes Gebirge, die Serra da Estrela, oben drauf.

Projektdetails
Architekt: Camarim  
Status: Fertigstellung: 2014
Zahlen:

Grundstück: 2.143 m²
Bebaute Fläche: 403 m²

Ort: Penela
Land: Portugal